Hintergrundinformationen zum Thema Serienmörder

 

Mörder werden nicht geboren - sondern "gemacht" - im Klartext heißt das, dass Erziehung und Umfeld einen deutlichen Anteil an  der Entstehung unterschiedlicher Formen von Kriminalität haben. Das schließt natürlich die Verantwortung der Täter nicht aus.

Die Entwicklung zum aggressiven Delinquenten ist abhängig von zahlreichen Prozessen und Faktoren, wobei die vermutlich relevantesten durch frühe Traumatisierungen und Bindungsstörungen gekennzeichnet sind. Bei zahlreichen unterschiedlicher Delinquenten, primär von Serienmördern, wurde bekannt, dass diese im Vorfeld ihrer Taten oder aber parallel dazu, Tiere quälten und töteten. Über den Kontext aggressiver Sexualdelinquenz hinaus, gibt es andere Formen von aggressiver Delinquenz, in denen ebenfalls Tierquälerei fokussiert werden muss[1]. Häufig wurden Tierquälereien und Tötungen mehr oder weniger zufällig bekannt und waren nicht auf Bemühungen von Strafverfolgungsbehörden oder Fachkräften zurückzuführen. Dieses beinhaltet das Vorhandensein eines momentan nicht klar definierbaren Dunkelfeldes, welches erhebliche Ausmaße aufweisen könnte. Ein eindeutiges Defizit bisheriger Forschung besteht darin, dass Betrachtungen der Genese von schweren Delinquenzformen bis zum Serienmord die signifikante Korrelation der Tierquälerei nicht berücksichtigt, welches jedoch zwingend notwendig ist, um weiteren Taten an Tieren und aggressiver Delinquenz gegen Menschen präventiv entgegenwirken zu können. Ein gutes Werkzeug der Prävention könnten die Tatmuster der Tierquäler darstellen, die bei Menschen ähnlich sind. Diese wären fallanalytisch von Bedeutung.

Nur wenige Jäger sind sexuell delinquent oder neigen zu anderen Formen aggressiver krimineller Taten – das ist eine klare Sache. Intensivtäter, die der Jagd nachgehen, bringen durch ihre Taten die Jagdzunft unbegründet in Verruf.  Es gilt jedoch generell zu bedenken, dass insbesondere Kinder und Jugendliche, welche an Jagdszenarien teilnehmen, einem erhöhten Risiko zu späterer Sexualdelinquenz ausgesetzt sind. Ähnliche – aber nicht gleiche Risikofaktoren bieten Schlachtprozesse oder die Arbeit in Mast- oder Massentierhaltungsbetrieben. Außerdem bietet gerade die Jagd die Möglichkeit, auf legalem Wege Tötungsakte an Tieren zu inszenieren, welche sogar eine gewisse Anerkennung erfahren – und so die delinquenten Handlungen insbesondere bei jüngeren Menschen (in Abhängigkeit von anderen Prozessen) zu fixieren. Hier findet sich die Differenz zu Tätigkeiten innerhalb der Nahrungsproduktionsbereiche. Jugendliche oder junge Erwachsene, welche sadistische, evtl. sodomistische Phantasien entwickelten, bietet sich auf der „Jagdplattform“ möglicherweise ein idealer Erprobungsraum zur Fixierung unterschiedlicher delinquenter Paraphilien unter dem „wohlwollenden“ Blick einer marginalen Öffentlichkeit, das Handeln wird belohnt und verstärkt. Vor diesem Hintergrund können sich sexuell abweichende und kriminelle Muster entwickeln.

Verstärkungen ähnlicher Handlungsmuster erfahren Arbeiter im Nahrungsproduktionsbereich der Mast- und Massentierhaltung oder in Schlachtbetrieben nicht, auch ist es in diesem Bereich nicht möglich, fehlgeleitete Macht-, Dominanz- und Kontrollwünsche am lebenden tierischen Opfer auszuagieren und ggf. später den häufig kleinen Schritt zum menschlichen Opfer zu gehen. Während der Jagd und Schlachtungen können auf Kinder und Jugendliche die Ereignisse als Initialreize wirken und im späteren Verlauf zu sadistischen kriminellen Taten führen.

Jagdereignisse bieten dem aggressiven Delinquenten die Möglichkeit, Macht, Dominanz[2] und Kontrolle über seine Opfer ausagieren zu können – ohne jegliche Sanktion erwarten zu müssen, eher ist das Gegenteil der Fall. Neben der Anerkennung durch die Jägerschaft, ist es möglich, die Jagdtrophäe ohne Angst vor Entdeckung mit nach Hause zu nehmen, sie für sich und seine devianten oder delinquenten Interessen selbst nutzen zu können, oder sie sogar zu vermarkten und daraus Profite erwirtschaften zu können. Bei anderen – menschlichen oder tierischen Opfern, welche nicht im Zuge der momentan legalen Jagd getötet werden, wäre dieses nicht der Fall. Ein Hunde- oder Katzenkopf oder sogar ein Menschenschädel zur „Zierde“ bzw. als „Jagdtrophäe“ an der Wand, hätte mit großer Wahrscheinlichkeit die extrem devianten Ambitionen von Serienmördern wie Dahmer, Großmann, Lucas, Denke, Kürten und zahlreichen anderen frühzeitig enthüllt und dazu beigetragen, dass diese zu einem früheren Zeitpunkt inhaftiert werden. Serienmörder beschränken sich somit i. d. R. auf weniger auffällige Trophäen und platzieren diese erst recht nicht als Zeichen ihrer Männlichkeit und Dominanz ihren Besuchern. Serielle Mörder wie beispielsweise Dahmer verwahrten ihre Trophäen eher in Kühlschränken. Diese Opfertrophäen werden u. a. genutzt um eine gewünschte (Omni)-Potenz zu assoziieren. An der Wand platziert oder im Kühlschrank verwahrt, bietet das Opferobjekt die Möglichkeit, die Tat in der Phantasie immer wieder zu reinszenieren, die Phantasie zu beleben und zu erweitern, die Taten und die gewünschte Macht, Kontrolle, Dominanz und Potenz erneut zu durchleben. Trophäen wirken für den Sexualdelinquenten insgesamt positiv stimulierend – dieses motiviert ihn, weitere Taten detailliert zu planen. Ohne entsprechende Trophäen (welche auch in schriftlicher Form existieren können), scheint es teilweise nur schwer möglich, einen entsprechenden,  auch sexuellen Lustgewinn für sich zu erzielen.

 
[1] Tierquälerei scheint mit unterschiedlichen Formen aggressiver Delinquenz dem Menschen gegenüber in Korrelation zu stehen. Ein gewisser Kontext scheint ebenfalls bezüglich Amoklauf und Tierquälerei zu existieren. Beispielsweise stachen die 14-jährigen Amokläufer in Metten (1999) Tieren die Augen aus und trennten ihnen die Köpfe ab. Im April 1999 erschossen Harris und Klebold in Colorado 12 Mitschüler, sie gaben an, Tiere verstümmelt zu haben. Der 16-jährige Woodham erschoss 1997 zwei Klassenkameraden. Er hatte seinen Hund geschlagen, gequält und verbrannt bis er starb.

 

2] Es gehört zum heutigen Basiswissen, dass eine Vielzahl von Vergewaltigungsdelikten durch: Macht, Dominanz und Kontrollstreben des Täters gekennzeichnet sind.